Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung zum Kommunalwahlprogramm |
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Tagesordnungspunkt: | 2. Kommunalwahlprogramm (vollständige Übernahmen und vollständige modifizierte Übernahmen) |
Antragsteller*in: | KVo, GJ Kiel |
Status: | Übernahme |
Eingereicht: | 02.10.2022, 16:00 |
Antragshistorie: | Version 1 |
KWP127NEU: Nachhaltiger Tourismus - Hafen dekarbonisieren
Text
Kiel entwickelt sich mehr und mehr zu einer Adresse für Städtetourismus. Dafür
wollen wir dringend ein Konzept entwickeln wie die touristischen Angebote
nachhaltig und auf den Meeresschutz ausgerichtet werden können. Nachhaltiger
Tourismus zeichnet sich z. B. durch umweltfreundliche Mobilität,
ressourcenschonendes Bauen, Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und Müll
aus. Mit dem Kiel Marketing e. V. fördert die Stadt den Zusammenschluss vieler
am Tourismus beteiligter Unternehmen. Wir schlagen vor, die Förderung von Kiel
Marketing e. V. an die Voraussetzung knüpfen, dass ein Konzept für nachhaltigen
Tourismus in Kiel entwickelt wird, zu dem sich alle Akteure bekennen sollen.
Ein wichtiger Aspekt des Städtetourismus ist die Kreuzfahrt. Kiel hat mit dem
Tiefwasserhafen mitten in der Stadt ein Alleinstellungsmerkmal, aber auch eine
herausgehobene Verantwortung. Auf der einen Seite ist die Schifffahrt dem
Flugverkehr sicherlich zu bevorzugen, aber auf der anderen Seite hat
insbesondere der Kreuzfahrttourismus erhebliche Sozial- und Umweltfolgen,
insbesondere an den Zielorten. Der ökonomische Nutzen für die Reiseziele ist
meist gering, da weder Hotels noch Gastronomie bei all-inclusive Angeboten
profitieren. Dazu kommen geringe Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen an Bord.
Wir wollen Kiel zu einem klima- und umweltfreundlichen Schifffahrtsstandort
machen und auch die sozialen Folgen der Kreuzschifffahrt, sowohl für die
Besatzung als auch für die Bevölkerung der Zielorte thematisieren und angehen.
Wir verfolgen deshalb das Ziel, in Kooperation mit anderen Häfen der Ostsee, auf
die Kreuzfahrtindustrie Einfluss zu nehmen, um ihre Angebote an ein Konzept der
Nachhaltigkeit auszurichten. Hierzu soll die Stadt ein Interreg-Ostseeprojekt
zusammen mit möglichst vielen anderen Häfen auf den Weg bringen, mit dem unter
anderem ein Zertifizierungsverfahren für ökologische Häfen eingeführt wird.
Die Förde ist bereits stark befahren. Wir wollen daher keinen weiteren Ausbau
des Kreuzfahrttourismus und des internationalen Fährverkehrs. Langfristig wollen
wir die Zahl der Kreuzfahrtschiffe in Kiel verringern. Die Kreuzfahrt
klimaneutral umzubauen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Das liegt auch an den
langen Lebenszyklen der Schiffe und Innovationszyklen der Schiffbauunternehmen.
Daher müssen jetzt die Weichen dafür gestellt werden.
Zudem ist ein glaubwürdiges Image des Kieler Hafens als Standort für
nachhaltigen Tourismus die beste Versicherung für die eigene wirtschaftliche
Zukunft. In den vergangenen Jahren ist es mit der von uns vorangebrachten
Strategie für einen ökologisch ausgerichteten Hafen zwar schon vorangegangen,
jedoch müssen die Schritte in diese Richtung schneller und größer werden. Eine
Stadt am Meer wie Kiel muss hierbei vorangehen und sollte diesen Vorsprung auch
als potenziellen Standortfaktor und nicht nur als bevorstehende Hürde
betrachten. Für uns ist klar, dass ab 2028 keine Fahrzeuge mehr fossilen
Treibstoffe am Kieler Hafen tanken können. Wir wollen, dass der Port of Kiel bis
2028 klimaneutral ist.
Alle Anleger müssen zeitnah mit Landstromanschlüssen ausgestattet werden.Eine
Nutzung dieses Anschlusses soll verpflichtend sein. Wir möchten zudem die
Anliegergebühren je nach Umweltfreundlichkeit des Antriebes staffeln. Kiel muss
alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Innovationen zu fördern und einzufordern.
Zusammen mit anderen Häfen sollen die Reedereien angehalten werden, die
Umstellung auf Wasserstoff voranzutreiben und sich für den Meeresschutz und die
Nachhaltigkeit an Bord einzusetzen. Um den Flugverkehr und den Autoverkehr zu
den Kreuzfahrtschiffen zu verringern, fordern wir, dass in den Tickets die
Zugfahrt enthalten ist.
Zu einem ökologisch verträglichen Hafen gehört auch die weitere Verlagerung von
Gütern auf die Schiene, insbesondere im Zuge des weiteren Ausbaus des
Ostuferhabens. Allgemein muss die Logistik klimafreundlicher vorangebracht
werden (siehe Kapitel Klimafreundliche Logistik etablieren).
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