Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung zum Kommunalwahlprogramm |
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Tagesordnungspunkt: | 2. Kommunalwahlprogramm (vollständige Übernahmen und vollständige modifizierte Übernahmen) |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 26.06.2022) |
Status: | Übernahme |
Eingereicht: | 27.06.2022, 12:12 |
KWP126: Nachhaltig wirtschaften
Text
Unternehmen aller Größen stehen vor der Lösung gewaltiger Herausforderungen,
wenn sie dauerhaft bestehen wollen. Die Veränderungsprozesse durch
Digitalisierung, Klimaneutralität, Neuordnung internationaler Lieferketten und
Ressourcenknappheit führen dazu, dass viele Produkte von heute schon in wenigen
Jahren nicht mehr marktfähig sein werden. Die Unternehmenslandschaft in Kiel ist
geprägt von wenigen, sehr gut aufgestellten mittleren und größeren Unternehmen
und vielen kleineren Unternehmen.
Gerade kleinere Unternehmen verfügen häufig nicht über die Ressourcen, um
Veränderungsprozesse rechtzeitig anzugehen und brauchen Unterstützung. Aber auch
größere Unternehmen brauchen Impulse von außen, damit Veränderungen rechtzeitig
angegangen werden und nicht erst, wenn es zu spät ist.
Für Kiel bieten sich große Chancen im Technologietransfer aus den Hochschulen
und ganz besonders im Feld der maritimen Technologien. Hier kann die
Wirtschaftsförderung und die Kooperation mit Kreativ-, Transfer- und
Innovationszentren ansetzen und gemeinsam zielgerichtet auf Basis der von uns
initiierten Innovationsstrategie unterstützen.
Nachhaltige Wirtschaft bedeutet für uns aber auch, dass wir Initiativen
unterstützen, die Ressourcenverbrauch und -verschwendung an allen Stellen
entgegenwirken.
Wir wollen Unternehmen im Lebensmittelbereich dazu anhalten, die Verschwendung
von Lebensmitteln zu beenden, in dem sie beispielsweise Containern erlauben oder
vermehrt der Tafel spenden, und stärker auf den Vertrieb regionaler Lebensmittel
zu setzen. Gleichzeitig unterstützen wir bestehende und neue Vertriebswege für
regionale Lebensmittel wie die Wochenmärkte, Marktschwärmer und Start-ups im
Lebensmittelbereich. Wir möchten, dass die Stadt eine digitale
Lebensmittelplattform für den Kauf und Verkauf von regionalen und saisonalen
Lebensmitteln zur Verfügung stellt. Die Plattform sorgt für die
Zahlungsabwicklung und bietet ein Logistiknetz an, über das die Artikel abgeholt
und zu den Kund*innen im Stadtgebiet gebracht werden.
Kreislaufwirtschaft und Gemeinwohlökonomie sind Ziele unserer
Wirtschaftspolitik. Aus unserer Sicht sollten Unternehmen der Zukunft keine
Produkte mehr vertreiben, für deren Bestandteile ihre spätere Weiterverwendung
nicht geklärt ist (“reuse, remake, recycle”) und sie sollten nicht
Renditeinteressen von Kapitalgeber*innen sondern der Rendite der Allgemeinheit,
also dem Gemeinwohl, dienen. Wir wollen die Kieler Wirtschaft dafür gewinnen,
sich eindeutig zu den Zielen Klimaneutralität, Zero Waste, soziale Gerechtigkeit
und Fairer Handel zu bekennen, damit Kiel zu einem Standort wird, der eindeutig
für eine zukunftsgerechte Wirtschaft steht.
Unternehmen, die über reine Beratung hinaus von Programmen der
Wirtschaftsförderung profitieren, sollen Corporate Social Responsibility-
Standards einführen und umsetzen. Das schaffen wir mit der Kooperation von
Kreativ-, Transfer- und Innovationseinrichtungen und der Kieler
Wirtschaftsförderung (KiWi) die nötigen Unterstützungsstrukturen.
Wir streben an, dass Kiel die erste deutsche Großstadt wird, die sich als
Gemeinwohl-Kommune zertifizieren lässt. Nach dem Prinzip der Gemeinwohlökonomie
von Christian Felber werden wirtschaftliche Akteur*innen in Bezug auf ihre
Auswirkungen auf Menschenwürde, Solidarität, Ökologische Nachhaltigkeit, soziale
Gerechtigkeit, Transparenz und Mitbestimmung bewertet. Dies geht Hand in Hand
mit den SDG mit einem klar wirtschaftlichen Fokus. Als erster Schritt sollen die
städtischen Gesellschaften sukzessiv beginnen extern auditierte
Gemeinwohlbilanzen und -berichte zu erstellen, um Nachhaltigkeitspotenziale
aufzudecken.
Wir werden darauf hinwirken, dass die Strukturen der Wirtschaftsförderung in
Kiel klarer und eindeutiger auf das Ziel einer nachhaltigen Wirtschaft
ausgerichtet werden und sich in die Strategie für eine klimaneutrale Stadt
einfügen. Hierfür streben wir die Schaffung eines neuen Dezernats für
Wirtschaft, Klima, Umwelt und Innovation an.
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