Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung zum Kommunalwahlprogramm |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 2. Kommunalwahlprogramm (vollständige Übernahmen und vollständige modifizierte Übernahmen) |
Antragsteller*in: | KVo, Nelly Waldeck, Lasse Petersdotter, GJ Kiel |
Status: | Übernahme |
Eingereicht: | 02.10.2022, 15:48 |
Antragshistorie: | Version 1 |
KWP57NEU: Flächen effizient und daher ökologisch nutzen
Text
Wohnraum ist knapp, aber ebenfalls Fläche, die zur Bebauung geeignet ist. Fläche
hat zudem nicht nur eine soziale, sondern auch eine ökologische Komponente.
Städte sind ökologisch betrachtet tendenziell Karstflächen mit gestörten
Grundwasserkörpern und sich im Sommer erhitzenden und im Winter schnell
erkaltenden (wenn sie denn nicht mit Energie beheizt werden)
Gesteinsformationen. Umgeben von landwirtschaftlich nutzbaren und ökologisch und
klimarelevanten Landschafts- und Naturschutzgebieten verbietet sich eine weitere
Flächenversiegelung im Außenbereich. Deshalb lehnen wir z. B. die Bebauung der
Fläche Suchsdorf-West konsequent ab.
Auch innerhalb der Stadt darf nicht noch mehr Fläche versiegelt werden. Es ist
sinnvoll, bereits versiegelte Flächen mit einer höheren Wohnnutzung zu belegen.
Dazu sind ein städtebaulich verträglich angepasster Bau in die Höhe, eine
Aufstockung vorhandener Häuser, wie auch das Überbauen von Supermärkten oder
aufgeständerter Neubau über Parkplätzen erstrebenswert. Außerdem setzen wir uns
für eine feste Entsiegelungsquote für Parkplätze ein. Die Umwandlung von wenig
genutzten Büroräumen (aufgrund einer Entwicklung hin zum Homeoffice) wäre eine
weitere Möglichkeit der zügigen Wohnraumgewinnung. Auch die Überbauung einzelner
Stichstraßen ist für uns vorstellbar. All dies sind relativ kostengünstige
Möglichkeiten der Schaffung neuen Wohnraumes im Rahmen einer geordneten
ökologisch angepassten Innenverdichtung. Hierfür braucht es eine Update des
Wohnbauflächenatlas’.
Zusätzlich zu Flächen, die wir entwickeln wollen (z. B. MFG-5-Gelände), wollen
wir die Nachverdichtungs- und Entsiegelungspotentiale der bisher untergenutzten
Plätze im Innerstädtischen nutzen. Die Aufenthaltsqualität von innerstädtischen
Flächen wie dem Wilhelmsplatz, Exerzierplatz, Europaplatz oder Blücherplatz soll
deutlich gesteigert werden. Dafür setzen wir auf Neuordnungskonzepte bei der die
Entsiegelung, weniger Parkplätze und mehr Begrünung, z.B. in Form von Urban
Gardening, im Zentrum stehen. Die Möglichkeit der Nutzung als Wochenmarkt soll
erhalten bleiben.
Gleichzeitig dürfen keine Grünflächen bebaut werden. Sollte eine Versiegelung
notwendig sein, dann muss an anderer Stelle im Stadtgebiet Fläche entsiegelt
werden. Die vorhandene Fläche muss effektiver genutzt werden. Die Begrünung von
(Park-) Plätzen kann ausgleichend wirken. Gründächer und -fassaden können zwar
ergänzend zu Ausgleichsflächen einen klimapositiven Effekt haben, aber aufgrund
mangelnder Versickerung keine Ausgleichsflächen sein. Der Überplanung und
Bebauung ökologischer Ausgleichsflächen werden wir in Zukunft stärker
entgegenwirken.
Wir verbrauchen seit Jahren immer mehr Wohnraum pro Kopf. Ein Grund dafür ist,
dass alleinstehende Senior*innen in großen Wohnungen ‒ oft nicht barrierefrei ‒
leben. Das ist verständlich, da es häufig keinen passenden Wohnraum im gleichen
Quartier gibt. Hier wollen wir Abhilfe schaffen, indem wir vermehrt
barrierefreie inklusive Mehrgenerationenhäuser und -wohngemeinschaften bauen
wollen. Projekte, die solchen Wohnraum schaffen, möchten wir fördern. Wir
möchten die Verwaltungseinheit des Quartiers schaffen und sie planerisch
etablieren (siehe Kapitel Kiel in neuen Strukturen denken: inklusive
Quartiersentwicklung). Dazu gehört für uns auch die Schaffung sogenannter
Quartiersmanager*innen. Diese können steuernde Funktionen bei Umzügen innerhalb
des Quartiers übernehmen. Auch Wohnungstauschbörsen können von dieser Stelle
angestoßen werden.
Als Grüne stehen wir alternativen Wohnformen wie Tinyhausprojekten oder
Bauwagensiedlungen positiv gegenüber, wenn sie Ziele wie bezahlbaren Wohnraum,
Reduzierung des Flächenverbrauchs oder Klimaschutz verfolgen. Insofern
unterstützen wir weiterhin die Suche nach geeigneten Flächen für
Bauwagensiedlungen. Für die Wagengruppe "Schlagloch" im Konkreten soll eine
Möglichkeit der Duldung auf einer von allen Beteiligten als geeignet empfundenen
Fläche erfolgen. Zudem setzen wir uns für notwendige rechtliche Änderungen zur
Vereinfachung dieser Wohnkonzepte wie eine Änderung des
Bundeskleingartengesetzes und der Landesbauordnung ein. Es sollen verzichtbare
bürokratische Hürden überprüft und abgebaut sowie Ausnahmeregelungen getroffen
werden. Generell ist Geschosswohnungsbau im innerstädtischen Bereich zu
bevorzugen.
Selbstverständlich muss der Neubau wie die Sanierung von Wohnraum energetisch
und klimagerecht erfolgen. Dadurch wird Bauen zwar kurzfristig teurer, aber noch
teurer ist langfristig gesehen, nicht klimaneutral zu bauen (siehe Kapitel Bauen
klimafreundlicher gestalten). Daher muss geprüft werden, ob modularer
Wohnungsbau ‒ wie beispielsweise das Kieler Modell ‒ die Baukosten senken kann.
Kommentare