Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung 18. September 2019 |
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Tagesordnungspunkt: | 4.4.2 Kieler Strände schützen - Kreisvorstand / Martina Baum |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Vorstand, Martina Baum |
Eingereicht: | 18.09.2019, 20:30 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Kieler Strände schützen
Beschlusstext
Die Kreismitgliederversammlung möge beschließen:
Um die Kieler Strände als Naherholungs- und Naturräume zu schützen und in der
Bevölkerung ein Bewusstsein für die dort vorhandenen Umweltproblematiken zu
schaffen, beschließt die Kreismitgliederversammlung folgende Maßnahmen:
Die Ratsfraktion wird aufgefordert, sich in der Ratsversammlung dafür
einzusetzen,
dass an den Eingängen zu den Kieler Stränden Mitnehm-Aschenbecher
bereitgestellt werden.
Dabei sollen existierende Vorbilder, wie die jüngst am Falckensteiner Strand
aufgestellte Leihaschenbecherstation oder die Hosentaschenaschenbecher aus
Warnemünde,1 dahingehend geprüft werden, welche Variante bei größtmöglicher
Müllvermeidung am effektivsten zur Benutzung einlädt. Von dieser Prüfung
ausdrücklich ausgeschlossen, sind von der Tabakindustrie kostenlos
bereitgestellte Strandaschenbecher, welche mit den Namen von Tabakmarken oder
anderer Werbung bedruckt sind. Die Beschilderung der Ausgabestationen soll die
Umweltgefahren liegengelassener Zigarettenkippen leicht verständlich vermitteln.
Nach einer angemessenen Zeit soll evaluiert werden, ob eine Fortführung und/oder
eine Anpassung der Maßnahme sinnvoll ist.
dass an bestimmten stark frequentierten Plätzen, wie dem Grillplatz am
Falckensteiner Strand, fest installierte Aschenbecher aufgestellt werden.2
dass eine Müllvermeidungsregelung mit der Strandgastronomie getroffen
wird, die verhindert, dass in Strandnähe Plastikeinweggeschirr, -besteck
und -becher in Umlauf gebracht werden.
Gleiches soll für sämtliche Veranstaltungen an den Kieler Stränden gelten, die
von der Stadt selbst durchgeführt werden oder von ihr genehmigt werden müssen.
dass an geeigneten Orten, wie beim Toilettenhäuschen am Falckensteiner
Strand, zur Reduzierung von Plastikflaschen Trinkwasserbrunnen installiert
werden.
Auch soll die Ratsfraktion prüfen lassen, ob die Aufstellung weiterer
vogel- und windsicherer Mülleimer in ausreichender Größe und Behälter zur
Entsorgung von Grillkohle an den Kieler Stränden nötig und durchführbar
ist.
Der Kreisverband Kiel nimmt weiterhin alljährlich am Coastal Cleanup Day
teil und wirbt aktiv und über diverse Kanäle um Teilnahme.
Um das Müllaufkommen am Strand weiter zu reduzieren, sollen die oben
genannten Maßnahmen mit einer städtischen Kampagne gegen die Vermüllung
der Kieler Strände verbunden werden.
1 Neben der Leihaschenbecherstation am Falckensteiner Fähranleger, die von vier
Kieler Student*innen entworfen und in Zusammenarbeit mit den NaturFreunden
Schleswig-Holstein und dem High Spirits Hochseilgarten aufgestellt wurden, und
den Hosentaschenaschenbechern aus Warnemünde könnten auch die „Kippen-Killer“
des Tourismusverbandes Rügen, das Leihaschenbechersystem der Yooweedoo-Gewinner
Kollekt aus Kiel oder die Miniatur-Aschenbecher aus Hanau als Vorbilder dienen.
2 Hier sind die auffällig gestalteten „Ostsee-Ascher“ aus Warnemünde ein gutes
Beispiel.
Begründung
Lehren aus dem Coastal Cleanup Day ziehen
Als Kreisverband im ‚echten Norden‘ liegen uns Kieler GRÜNEN unsere Strände besonders am Herzen. Sie sind Naherholungsgebiet für die Kieler Bevölkerung, Touristenmagnet und Naturerlebnisraum und tragen insgesamt erheblich zur Lebensqualität in der Landeshauptstadt bei. Gleichzeitig sind die Kieler Strände aber auch besonders schützenswerte und schutzbedürftige Biotope. So ist das Steilufer in Schilksee Heimat der einzigen Uferschwalbenkolonie auf Kieler Stadtgebiet, und allein am Falckensteiner und Schilkseer Strand leben 76 Wildbienenarten. Jeder Eingriff in das Ökosystem Strand gefährdet das Überleben der dort lebenden, hoch spezialisierten Flora und Fauna.
Die von der Kieler Forschungswerkstatt gesammelten Ergebnisse des International Coastal Cleanup Day 2018 an der Kieler Förde zeigen, dass Freizeitnutzung und Natur- und Umweltschutz an den Kieler Stränden noch nicht genügend miteinander in Einklang stehen: an 100 Metern Strand wurden durchschnittlich 7 Kilogramm Müll gefunden.
Die Negativliste des an der Förde gesammelten Strandmülls wird angeführt von 27.552 Zigarettenkippen. Da diese eine besondere Umweltgefahr darstellen, besteht hier besonderer Handlungsbedarf. In den weggeworfenen Filtern konzentrieren sich giftige und krebserregende Stoffe wie Nikotin, Arsen und diverse Schwermetalle, die Boden und Wasser belasten – mit den entsprechenden Folgen für Mensch, Tier und Pflanzenwelt. Bis die Filter verrottet sind, dauert es mehrere Jahre. Am Strand verfügbare Mitnehm-Aschenbecher können hier Abhilfe schaffen.
Neben Zigarettenkippen wurden an der Förde bei der Sammelaktion 2018 knapp 11.000 Müllteile aus Plastik und Styropor, 3.631 Lebensmittelverpackungen, 1.391 Glasteile und 1.089 Kronkorken gefunden. Diese Zahlen müssen in naher Zukunft drastisch reduziert werden.
Von besonderer Bedeutung ist für das Sauberhalten der Strände aber auch ein entsprechendes Problembewusstsein in der Bevölkerung, das durch Aktionen wie den Coastal Cleanup Day befördert werden kann und sollte. Neben unserer aktiven Teilnahme an dieser weltweiten Aktion gehört dazu auch das Bewerben und anschließende Reflektieren der Veranstaltung über die sozialen Medienkanäle des KV Kiel.
Quellen:
Ergebnisposter des International Coastal Cleanup am 14.09.2018 an der Kieler Förde, koordiniert durch die Kieler Forschungswerkstatt.
Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Umweltrisiko Tabak – von der Pflanze zur Kippe, Heidelberg 2009 (Rote Reihe Tabakprävention und Tabakkontrolle, Bd. 11), S. 52-54.