Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung zum Kommunalwahlprogramm |
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Tagesordnungspunkt: | 2. Kommunalwahlprogramm (vollständige Übernahmen und vollständige modifizierte Übernahmen) |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand, Lutz Oschmann, Jürgen Meereis, Susanne Petersen |
Status: | Übernahme |
Eingereicht: | 24.09.2022, 10:35 |
Antragshistorie: | Version 1 |
KWP117NEU: Wind und Solar deutlich ausbauen
Text
Angesichts der sich zuspitzenden Klima- und Energiekrise sollten Kiel und die
benachbarten Gemeinden ihrer Verantwortung für Klimaschutz und
Versorgungssicherheit nachkommen und prüfen, ob auch über die bereits
ausgewiesenen Vorranggebiete hinaus nicht doch weitere Flächen für Windenergie
geeignet sein könnten. Wir sind uns dessen bewusst, dass dies auch
unterstützende Initiativen auf Landesebene erfordert. So wollen wir den
geplanten, aber 2016 gestoppten interkommunalen Windpark Meimersdorf/Flintbek
mit 6 Rotoren à 3 MW wieder aufleben lassen und verwirklichen. Mindestens zwei
der Rotoren sollen als Bürgeranlagen finanziert werden. Eine möglichst kleine
Fläche wird dafür aus dem ca. 1000 ha großen Landschaftsschutzgebiet Zwischen
Eidertal und Klosterforst Preetz entlassen.
Die durch uns vorangebrachte Abschaltung des Kohlekraftwerks in Kiel hat die
gesamtstädtische Klimabilanz deutlich entlastet. Das an seine Stelle getretene
Küstenkraftwerk der Stadtwerke Kiel wird jedoch mit Erdgas, d. h. mit einem
fossilen Brennstoff, betrieben. Erdgas kann unter anderem durch sogenannten
Methanschlupf ebenfalls große Mengen Treibhausgase in die Athmosphäre
einbringen. Dies hängt sowohl von der Bauweise des Kraftwerks wie der gesamten
Gaslieferkette ab. Wir fordern daher von den Stadtwerken systematische Messungen
zur Erfassung des Methanschlupfes und unterstützen die Planungen der Kieler
Stadtwerke, schrittweise das Kraftwerk auf Großwärmepumpen und 100% grünen
Wasserstoff umzustellen. Wir wollen diesen Plan zusätzlich beschleunigen.
Die im Jahr 2022 eingeführte Förderung von Solarthermie- und Photovoltaikanlagen
auf Gebäuden in Kiel ist einer unserer energiepolitischen Erfolge. Der Ausbau
der Solarenergienutzung ist ein wichtiger Baustein der regionalen, erneuerbaren
Energiegewinnung. Er sollte auch durch Beratungs- und Serviceangebote z. B. der
Stadtwerke in Kooperation mit dem Handwerk vorangetrieben werden. Alle
Bürger*innen also sowohl Eigentümer*innen als auch Mieter*innen sollen zudem die
Möglichkeit haben, sich über Bürger*innenkraftwerke an der Stromerzeugung zu
beteiligen und damit die Energiewende in die eigene Hand zu nehmen. Dazu
getroffene Beschlüsse der Ratsversammlung sollen zügig umgesetzt werden. Hier
wollen wir auch den Rückenwind durch die Verbesserungen der regulatorischen
Rahmenbedingungen nutzen, die das grün geführte Ministerium für Wirtschaft und
Klimaschutz der Bundesregierung angestoßen hat. Auch hier braucht es mehr
Beratung über technische Möglichkeiten und Förderprogramme. Langfristiges Ziel
ist, dass kein geeignetes Dach ohne Photovoltaik-Anlage, ökologisch wertvolle
Begrünung oder Wohn- und Freizeitnutzung mehr vorhanden ist. Der Beschluss zu
einem Modellprojekt für Bürger*innenkraftwerke soll so schnell wie möglich
umgesetzt werden. Aus den Erfahrungen sollen weitere Projekte angestoßen werden.
Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Stadt nur noch 'echten' Ökostrom
bezieht, bei dem der Herkunftsnachweis an die Stromlieferung gekoppelt ist.
Idealerweise handelt es sich um Strom aus lokalen Bürger*innenkraftwerken.
Zur Energie- und Wärmewende gehören auch Energieeffizienz und -ersparnisse.
Hierfür muss es mehr und niedrigschwellige Energieberatung geben. Besonders die
Verbraucherzentralen sind dafür geeignet.
Ein Engpass der dezentralen Umsetzung der Energiewende ist der Fachkräftemangel
bei Energieberater*innen, im Handwerk etc. Hier soll die Stadt gemeinsam mit
Schulen, Hochschulen, der Kieler Wirtschaftsförderung, Jobcenter,
Arbeitsagentur, Kammern und Verbänden Programme erarbeiten, die die
Attraktivität des Berufsfeldes Klimaretter*in erhöhen und deutlich machen und
die entsprechende Aus- und Weiterbildungen forcieren. Ohne Handwerk schaffen wir
die Klimawende nicht. Zudem soll geprüft werden, ob ein Bundesfreiwilligendienst
auch in diesem Bereich angeboten werden könnte.
Die Transformation hin zu einer klimagerechten Stadt erfordert viele kleine
Projekte für Dach-Photovoltaik, das Aufstellen von E-Ladesäulen und vieles mehr.
Wir wollen, dass diese Projekte, insofern sie wirtschaftlich tragfähig geplant
sind, nicht am fehlenden Kapital scheitern. Crowdfundings sowie Crowdinvestments
können eine zusätzliche Möglichkeit der Projektfinanzierung sein.
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