Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung zum Kommunalwahlprogramm |
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Tagesordnungspunkt: | 2. Kommunalwahlprogramm (vollständige Übernahmen und vollständige modifizierte Übernahmen) |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand, AK Mobilität, Maik Kristen |
Status: | Übernahme |
Eingereicht: | 23.09.2022, 18:14 |
Antragshistorie: | Version 1 |
KWP10NEU: Fußverkehr stärken
Text
In vorherigen Kapiteln wurde bereits betont, dass eine Neuaufteilung des
öffentlichen Raumes nötig ist, um ihn den Menschen zurückzugeben. Wir möchten
daher die schwächsten Teilnehmenden im Straßenverkehr in den Blick nehmen. Dazu
gehört auch, dass für die Sicherheit von Fußgänger*innen auf Verkehrsflächen,
welche mit Radfahrenden geteilt werden, Maßnahmen geprüft werden sollen, um den
Fußverkehr zu schützen. Für diese Aufgaben fordern wir eine
Fußverkehrsbeauftragtenstelle, welche sich hauptamtlich mit der Stärkung und
Verbesserung des Fußverkehrs beschäftigt. Bürger*innen sollen von dieser Stelle
selbstverständlich beteiligt werden.
Wir fordern daher neben einer autoarmen Innenstadt und autoarmen Quartieren eine
autofreie Kiellinie. Den 1,5 Kilometer langen Abschnitt der Kiellinie zwischen
dem Marinehafen an der Tirpitzmole und den Villen nahe Bellevue wollen wir für
Autoverkehr sperren und so einen öffentlichen Raum für Aufenthalt,
Veranstaltungen usw. direkt am Wasser schaffen. Die vorangegangene zeitweise
Sperrung im Rahmen eines Verkehrsversuchs werten wir als Erfolg. Durch ihn kam
eine spürbare Verbesserung der Aufenthaltsqualität zustande.
Mittelfristig wollen wir die Innenstadt autofrei gestalten. Autofrei bedeutet
für uns, dass Busse, Taxen, Lieferverkehre, Personen mit Sondergenehmigungen und
Einsatzfahrzeuge selbstverständlich weiter die Innenstadt befahren dürfen. Als
erste Schritte sind einzelne Quartiere und Straßen autofrei zu gestalten, auch
in Zusammenarbeit mit der lokalen Gastronomie und dem Einzelhandel, die die neu
entstandene Fläche nutzen können. Die Belastungen durch E-Scooter für den
Fußverkehr wollen wir eindämmen, gleichzeitig die Nutzung von E-Scootern so
wenig wie möglich einschränken (siehe Kapitel Mikromobilität sinnvoll
einsetzen).
Wir möchten prüfen, ob wir einen Tag im Jahr Kiel ‒ beispielsweise am Tag der
Guten Nachbarschaft ‒ als Pilotprojekt an vielen Stellen autofrei gestalten
können. Auf diese Weise können wir zeigen, wie der Straßenraum für mehr Menschen
nutzbar sein könnte, beispielsweise durch mehr Raum für Rad- und Fußverkehr,
Straßenfeste, Begegnungsräume und Bildungsangebote.
Eine fußgänger*innenfreundliche Stadt ist auch eine kinderfreundliche Stadt. Die
Bordsteinkante darf nicht die Grenze sein, bei der der sichere Raum
grundsätzlich verlassen wird. Gehwege sind Begegnungsräume. Wir möchten daher
shared-space-Konzepte prüfen und verstärkt Pilotprojekte umsetzen sowie mehr
Spielstraßen einrichten. Wir setzen uns auf allen Ebenen dafür ein, dass Tempo
30 innerorts als Richtgeschwindigkeit gilt. Wir wollen die Vision Zero, also die
Reduzierung der Zahl Getöteter oder Schwerverletzter im Straßenverkehr auf null,
anstreben und prüfen, welche Maßnahmen dafür auf den Weg gebracht werden müssen.
Um die Vision Zero zu erreichen, braucht es die Zusammenarbeit des Bundes, des
Landes und der Kommunen. Daher werden wir uns auch auf Landes- und Bundesebene
dafür einsetzen, dass Maßnahmen, die die Vision Zero unterstützen, umgesetzt
werden.
Wenn niveaugleiche Führungen nicht möglich sind, müssen Bordsteine konsequent
abgesenkt werden, nicht nur um Barrierefreiheit zu gewährleisten, sondern auch
um Fußwege für Menschen mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl angenehmer zu
machen. Dabei sind die Leitlinien und Bordsteinkanten für die Orientierung von
blinden oder sehbehinderten Menschen weiter einzusetzen. Die besten Fußwege
nützen jedoch nichts, wenn sie oder Kreuzungsbereiche zugeparkt sind. Hier muss
viel stärker kontrolliert und vor allem sanktioniert werden, zudem sollen
Umsetzungen als einzig effektives Mittel der Gefahrenabwehr verstärkt eingesetzt
werden. Die Überwachung des ruhenden Verkehrs muss auch jenseits der
innerstädtischen Bereiche deutlich ausgeweitet und intensiviert werden. Um eine
flächendeckende inklusive Infrastruktur erreichen zu können, benötigen wir
zusätzliche Mittel und Unterstützung des Landes und des Bundes.
Gleichzeitig soll gezielt Platz zur Begegnung im Wohnquartier geschaffen werden.
Hierzu gehören Bänke, auf denen sich beispielsweise ältere Menschen ausruhen
können oder Spielmöglichkeiten für Kinder. Dieser Raum soll durch eine
Verkehrsberuhigung und Verlagerung von Pkw-Stellplätzen in Quartiersparkhäuser
geschaffen werden (siehe Kapitel Kiel in neuen Strukturen denken: inklusive
Quartiersentwicklung).
Wir werden das Wegweiser-System für die Orientierung in der Stadt verbessern,
indem an Haltestellen und anderen Orten Umgebungspläne aufgehangen werden, die
innerhalb eines bestimmten Radius anzeigen, wie viele Gehminuten ein bestimmtes
Ziel entfernt ist.
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